Die sechs Top-Qualifikationen die eine gute Coachingausbildung ausmachen. Sechs Fragen, die Sie sich vor Ihrer Ausbildung stellten sollten.
1. Eine gute Coaching-Ausbildung hat ein gutes Zusammenspiel von Theorie und Praxis
In einer guten Coaching-Ausbildung stehen Theorie und Praxis in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander. Theorie, Praxis und der Transfer in den (Beratungs-) Alltag sind miteinander verknüpft.
Die Theorie legt die Grundlage. Sie hilft, das menschliche Miteinander folgerichtig zu erklären und ist deshalb unerlässlich, um Menschen und Situationen unvoreingenommen zu deuten. Die Individualpsychologie erklärt das persönliche Handeln und legt die Grundlage für eine ganzheitliche Intervention. Sie setzt auf Selbstverantwortung des Kunden und individuelle Interventionen.
2. Erweitert das Wissen. Coaching braucht Menschenkenntnis
Coaches arbeiten „am Menschen", weshalb sie zwingend Wissen über das menschliche Denken, Fühlen und Handeln benötigen. Es liegt auf der Hand: Psychologische Kenntnisse sind die Grundlage für eine professionelle Coaching-Kompetenz. Demgegenüber stellt Gerhard Roth (2016, S. 54) jedoch fest: „Viele Coaches arbeiten lediglich auf der Ebene der Praxistheorie und kombinieren verschiedene Tools miteinander... Die Coaches der zweiten Generation sind wenig mit den theoretischen Wurzeln ihrer Beratungsarbeit vertraut."
Nicht selten gerät ein Coaching-Gespräch zu einem Suchen und Tasten im Irrgarten.
Tools helfen hier nicht weiter, obwohl sie vielfach als Zauberinstrument gelten. Methodische Vielfalt ist hilfreich, doch macht die Aneinanderreihung von Tools noch keinen guten Coach aus. Es braucht eine tragfähige Arbeitsgrundlage. Ich setzte dabei auf die Individualpsychologie.
Interventionen für Individuen
„Viele Coaches scheitern an inneren Blockaden des Kunden", sagt Ulrich Dehner in der Wirtschaftspsychologie aktuell (Ausgabe 2/2017, S. 40). Blockaden sind Denkmuster der Form „Das-geht-aber-nicht". Für ein fruchtbares Gespräch braucht der Coach Interventionsmöglichkeiten – Methoden, mit deren Hilfe es gelingt, die blockierenden inneren Muster zu erkennen und aufzulösen.
Zu dem Zweck haben Bärtschi & Bärtschi schon 2002 den GPI-Persönlichkeitstest entwickelt. Er analysiert die Grundrichtung einer Persönlichkeit, ihre Stärken und ihr Entwicklungspotential. Zugleich zeigt er Wege auf, wie ein Mensch seine Chancen als Persönlichkeit ausschöpfen kann – und zwar ganz pragmatisch im täglichen Handeln. Ergänzend verschafft das Buch „Ich bin mein eigener Coach" Einblick in Denkmuster und Überzeugungen einer Person. Es unterstützt den Coaching-Kunden, seine individuellen Handlungsmuster aufzudecken und zu erweitern. Das Buch von Urs R. Bärtschi ist in zweiter Auflage bei Springer/Gabler erschienen.
3. Lernen macht Spass
Gleichwertigkeit, gegenseitiger Respekt und Offenheit ziehen sich als roter Faden durch die Ausbildung von Coachingplus. Das ist kein Zufall: Die viel zitierte Augenhöhe ist die Grundlage für ein effektives Lernen. Wo sich Menschen sicher fühlen und offen sind, sind sie aufnahmebereit. In den Kurstagen erfahren die Teilnehmer an sich selbst, welche Wirkung soziale Gleichwertigkeit entfaltet.
Auch für die gegenseitige Wertschätzung hat Alfred Adler die Grundlage gelegt: „Gemeinschaftsgefühl ist, mit den Augen eines anderen zu sehen, mit den Ohren eines anderen zu hören, mit dem Herzen eines anderen zu fühlen." Die soziale Gleichwertigkeit ist die Basis für tragfähige Beziehungen. Menschen gleichwertig zu begegnen, ist weniger ein Tun als eine Haltung.
4. Die Ausbildung fördert die (Selbst-) Wahrnehmungsfähigkeit und Reflexion
Im Alltag treffen wir auf unzählige Situationen, in denen wir unseren Denkrahmen erweitern sollten oder müssten. Oft fehlt es an einem frischen Blick. Am Mut, neue Wege zu gehen. So bleibt alles beim Alten. „Wer immer das Gleiche tut, wird immer das Gleiche bekommen", hat schon Henry Ford gesagt. In der Ausbildung zum Coach wird die Frage nach einem neuen Blickwinkel virulent. Coaching ist ja nichts anderes, als ein gestützter Denkprozess mit dem Ziel, die Gedankenwelt des Kunden zu erweitern. Der Coach hilft seinem Kunden, eine übergeordnete Sichtweise einzunehmen. So gelingt es, unbefangen über Situationen und Gegebenheiten zu reflektieren. Es entsteht ein „Denk-Raum", innerhalb dessen der Kunde aus seinen Verhaltensweisen, Handlungen, Reaktionen und Wertungen Schlussfolgerungen zieht. Dieser Abstand ist unabdingbar.
Gibt es keine andere Möglichkeit der Selbstreflexion? Selbstverständlich sind Ratgeber oder schriftliche Arbeitsblätter hilfreich. Doch können sie die Selbstreflexion nur in Teilen begleiten. Einer vollständigen Selbsterkenntnis steht der berühmte blinde Fleck im Weg – das, was den Menschen behindert, was aber keiner an sich selbst entdecken kann. Für diesen blinden Flecken braucht die Selbstreflexion das Zwiegespräch. Wer andere in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützt, ist gut beraten, bei sich selbst anzufangen.
5. Praxis entwickeln. An der Praxis lernen, dem Seminartrainer über die Schulter schauen!
Ich selbst habe mehr als 4.000 Einzelcoachings mit Kunden durchgeführt. Nach wir vor bin ich als Coach aktiv. Die Teilnehmer profitieren von diesem Erfahrungsschatz. Zugleich haben sie die Gelegenheit, verschiedene Live-Coachings zu verfolgen.
6. Das Gelernte mit der eigenen beruflichen Praxis verknüpfen
Coaching ist die Antwort auf eine Welt, die sich stetig verändert und zunehmend Flexibilität fordert. Durch Coaching erweitern Menschen ihre Sichtweise, legen kreative Kräfte frei und finden Zugang zu Lösungen. Sie optimieren ihre persönliche Kompetenz, stärken ihren Mut und handeln dadurch konsequenter.
Coaches sind meist Personen, die über Jahre ihre berufliche Karriere gefestigt haben und aufgrund einer berufsbegleitenden Ausbildung psychologische Beratungskompetenz erworben haben.
Die Vermittlung von Kompetenzen ist notwendig, um Personen in Arbeits- und Berufsfeld in Lern-, Veränderungs- und Entwicklungsprozessen begleiten zu können. In der Alltagspraxis gilt es, Erfahrungen zu sammeln und seinen eigenen Coaching Stil zu finden.