Die Kür eines Nachfolgers oder einer Nachfolgerin für BR Viola Amherd gestaltet sich schwieriger als erwartet. Fast im Stundentakt haben mögliche KandidatenInnen abgesagt. Dabei mögen politisch-taktische Kalküle eine Rolle spielen. Man kann das bedauern und als Zeichen von geringer Leistungsbereitschaft interpretieren. Aber eigentlich müssten diese Absagen mit grossem Respekt zur Kenntnis genommen werden. Denn offensichtlich hat eine alte Wahrheit grosse Strahlkraft hat:
Ein hohes Amt zu erreichen ist eine Sache, dieses Amt aber auch auszufüllen eine ganze andere!
Es sind die wichtigen Fragen, die man sich immer stellen muss, wenn eine spannende Position oder die nächste Stufe in der beruflichen Entwicklung in Griffnähe ist und damit hohe Reputation und wohl auch gute Bezahlung winkt:
Erstens:
Kann ich die Position fachlich und emotional ausfüllen? Halte ich die psychischen Belastungen aus? Wie gehe ich mit permanentem Stress um?
Zweitens:
Warum will ich die Position erreichen? Reizt mich das Ansehen und die hohe Reputation? Lockt das Geld? Stehe ich unter «Zwang» des beruflichen Umfelds, das mich bedrängt und überredet, die «Chance» zu ergreifen, oder ist es wirklich mein eigener, freier Wille?
Drittens:
Was bedeutet die Position für mein soziales Umfeld, Familie und Freunde? Tragen diese wichtigen Beziehungen meinen Entscheid voll und ganz mit?
Wenn nicht jede dieser drei Fragen klar und eindeutig entschieden sind, sollte man die Finger davon lassen, ein verlockendes Angebot anzunehmen. Allerdings ist man halt oft im Nachhinein klüger und macht einen leidvollen Lernprozess durch. Gut begründete Absagen sind deshalb nachhaltiger als Zusagen, die auf blindem Ehrgeiz und Selbstüberschätzung gründen. Ein gutes Gespräch mit unbeteiligten Personen oder Kollegen ist in jedem Fall hilfreich!