Warum gewaltfrei kommunizieren?

Mir ging es wie vielen Menschen. Gewaltfrei kommunizieren? Das geht mich nichts an, ich verwende sehr selten gewaltvolle Worte in meiner Kommunikation. Bei der Gewaltfreien Kommunikation geht es aber nicht nur um den Wortschatz, sondern um die Gewalt in unseren Herzen zu transformieren in eine Sprachweise, die uns und unser Umfeld zu bedürfnisorientierten Lösungen bringt. Denn wie oft urteilen wir über andere, ohne den Menschen wirklich zu kennen? Wie oft urteilen wir über uns selbst oder vergleichen uns mit anderen ohne, dass uns das gut tut? Wie oft «müssen» wir etwas tun, weil wir es als unsere Aufgabe erachten? Wie oft schwingt unbewusst Gewalt in unserer alltäglichen Kommunikation mit und wie sehr beeinflusst das unsere Beziehungen? Mal ehrlich, tut uns das gut?

Mit den vier klaren Schritten

  • Neutrale und wertfreie Beobachtung
  • Ausdruck des Gefühls dabei
  • Formulierung des Bedürfnisses, das erfüllt sein möchte
  • Konkretes und handlungsorientiertes Bitten

scheint es auf den ersten Blick einfach zu sein, ist in der Umsetzung aber dann doch manchmal herausfordernd. Das Ergebnis ist hervorragend, wenn auch vielleicht nicht sofort sichtbar, ganz sicher hat man gute Voraussetzungen geschaffen, um seine Worte spriessen zu lassen. Durch die Klarheit und Strukturiertheit der Methode folgt Sicherheit und Ruhe. Nebel lichtet sich und man wird sich bewusst, dass man nicht aus Situationen flüchten und auch nichts persönlich nehmen muss. Man kommuniziert einander zugewandt, tritt in Beziehung, sogar mit Fremden.

Gleichzeitig setzt man auch einen eigenen Prozess in Gang. Die Rollenbilder des Wolfes und der Giraffe helfen dabei, sich bewusst zu werden, welchen Hut man trägt und sich bewusst dafür oder dagegen zu entscheiden. Oder auch später zu reflektieren. Wunderbar, diese bewusste Wahlfreiheit zu haben. Übrigens haben Sie gewusst, dass das erste Symbol das Marshall Rosenberg benutzte Enten waren? Er sah Kinder Enten füttern und fragte sich, wer mehr Freude hatte: Die Kinder oder die Enten? Genau diese Frage entsteht, wenn eine tiefe Verbindung hergestellt ist: Wer hat mehr Freude, der Gebende oder der Empfangende? Gleichzeitig brauchen wir keine Antwort auf diese Frage.

Woher die Giraffe kommt
Während der Vorbereitung zu einer Fernsehsendung nutzte Rosenberg Enten und Wölfe um die Arbeiten der Kommunikation zu beschreiben. Da kam die Frage auf: Wölfe können Enten fressen, ist das wirklich ein hilfreiches Symbol? Daraus entstand die Idee, eine Giraffe als Symbol für die Haltung der Gewaltfreien Kommunikation zu benutzen. Sie ist das auf dem Land lebende Tier mit dem grössten Herz. Ausserdem verfügt sie über einen langen Hals, der ihr einen guten Überblick verschafft.

Wer mit der Gewaltfreien Kommunikation unterwegs ist kommt sich manchmal vor wie auf einer Wanderung.  Man geht man mal schneller, mal langsamer. Mal alleine, mal zu zweit oder in der Gruppe. Bleibt stehen, schaut zurück, um dann wieder weiterzugehen. Man ist in Bewegung und das tut gut.

Sie verbessert nicht nur den Austausch, sondern fördert automatisch mehr Respekt und Verständnis für das Gegenüber. Dies auch, weil das eigene Bedürfnis klar wird und man so offenere Ohren und ein offeneres Herz für sich selbst und für das Gegenüber hat.